Radreisen
Auf den Radwegen der Adriaküste

Ankunft in der Stadt Mestre, die mit Venedig durch den Ponte della Libertà verbunden ist, zwei nebeneinander verlaufenden Brücken, die zu unterschiedlichen Zeiten erbaut wurden: bereits 1846 die Eisenbahnbrücke, 1933 die Straßenbrücke. Das strategisch günstig gelegene Mestre steht seinem berühmteren Zwilling kaum nach und hat unzählige charmante Ecken, die Sie unbedingt entdecken sollten. Die zentrale Piazza Ferretto mit ihrem mittelalterlichen Uhrturm wird von Trattorien und Freiluftbars umsäumt und daher oft als der „Salon“ von Mestre bezeichnet. Sehenswert sind auch der Palazzo Podestabile, 1466 als Sitz des Podestà und des Capitano di Mestre erbaut, und der Parco San Giuliano, der als grüne Lunge der Stadt mit etwa 700 Hektar bis an die Lagune reicht.

Von Mestre aus fahren Sie mit dem Fahrrad oder dem Zug über die Brücke zur Insel Tronchetto nahe der Altstadt von Venedig; dort nehmen Sie die Fähre zum Lido, dann ein Motorschiff, das Sie nach Punta Sabbioni bringt, wo der Radweg beginnt. Diese wunderschöne Etappe führt die gesamte nördliche Lagune von Venedig entlang: Sie radeln sozusagen mit dem Meer zu Ihrer Rechten und der Lagune zu Ihrer Linken. Sehr zu empfehlen ist der kleine Abstecher zu den antiken Dörfern Lio Piccolo und Mesole auf einer landschaftlich sehr reizvollen Straße, von der aus Sie die typische Lagunenlandschaft aus Marschland und Flachwasser bewundern können. Mit etwas Glück erhaschen Sie sogar einen Blick auf rosa Flamingos! Weiter geht es nach Lido di Jesolo – und eventuell weiter nach Caorle (65 km), Ihr heutiges Ziel je nach Verfügbarkeit der gebuchten Hotels. In diesem Fall radeln Sie zunächst am Fluss Sile entlang, dann wieder an der mit Fischerhütten gesäumten Küste. Das Stadtzentrum von Caorle haben Sie erreicht, wenn Sie die Kirche Madonna dell’Angelo erkennen können, die am Ende der Promenade ins Meer hinausragt. Versäumen Sie nicht, zu ihr hinauszuspazieren und die Skulpturen zu bewundern, mit denen internationale Bildhauer die Wellenbrecher verziert haben.

Heute verlassen Sie die Adriaküste und fahren ins Landesinnere. Die Route führt über ruhige Landstraßen durch eine besonders wasserreiche, durch Dämme und vereinzelte Gehöfte gegliederte Landschaft. Wir empfehlen einen Besuch des Archäologischen Museums von Concordia Sagittaria – die Stadt mit dem römischen Namen Iulia Concordia wurde 42 v. Chr. an der Kreuzung der wichtigen Römerstraßen Via Annia und der Via Postumia gegründet. Dann fahren sie weiter nach Portogruaro, wo Sie übernachten. Der Name der Stadt soll von den Kranichen (ital. gru) herrühren, die einst das sumpfige Gebiet prägten; das vorangestellte Porto verweist auf den antiken, heute stillgelegten Flusshafen. Ihre wirtschaftliche und künstlerische Blüte, von der heute noch prachtvolle Palazzi der Gotik und der Renaissance zeugen, erlebte die Stadt in der Zeit der Republik Venedig. Zum Abschluss des Tages bietet sich ein Spaziergang über den alten Fischmarkt mit seinen charakteristischen Mühlen an.

Wenn Sie ab Caorle starten, dann ist die Strecke 30km lang.

Sie setzen Ihre Fahrt Richtung Osten fort, durch bäuerliche Landschaften und kleine Dörfer, bis Sie auf den Fluss Tagliamento treffen, dessen Mäander die Grenze zwischen Venetien und Friaul-Julisch Venetien bildet. Der Mittellauf des 170 km lange Tagliamento gilt als letzter großer Wildfluss der Alpen. Nach einer Pause in der uralten Siedlung Precenicco überqueren Sie die schöne Rad- und Fußgängerbrücke über den Fluss Stella und fahren wieder Richtung Adriaküste. Wir empfehlen den Abstecher nach Marano Lagunare, wo Sie gut Fisch essen können! Nach dem mittelalterlichen Dorf Strassoldo erreichen Sie schließlich Aquileia, das 181 v. Chr. als römische Kolonie gegründet wurde, im frühen Christentum ein bedeutender Bischofssitz war und heute zu den wichtigsten archäologischen Stätten Norditaliens zählt. Die römische Ausgrabungsstätte und die Patriarchalbasilika mit ihren außergewöhnlichen Mosaiken gehören zum Weltkulturerbe. Aquileia ist Ihr heutiges Etappenziel, doch mit einem kleinen Abstecher können Sie auch Palmanova erreichen, die 1593 von den Venezianern erbaute Festungsstadt, mit ihrem neunzackigen Grundriss die vielleicht besterhaltene barocke Idealstadt überhaupt.

Verkürzung der Etappe Sie können die Etappe abkürzen, indem Sie in Portogruaro den Zug nehmen und bis Latisana (Lignano/Bibione) oder Cervignano (Aquileia/Grado) fahren.

Auf der heutigen Etappe gibt es viele interessante Orte und Landschaften zu bewundern. Nachdem Sie Aquileia verlassen haben, überqueren Sie den Isonzo, an dessen Oberlauf blutige Schlachten des 1. Weltkriegs geschlagen wurden, und folgen ihm bis fast zur Mündung, einem Naturschutzgebiet, in dem weiße Camargue-Pferde grasen. Wenn Sie möchten, folgen Sie den Abzweigungen, um das schöne Küstenstädtchen Grado zu besuchen, und fahren dann weiter nach Monfalcone, das am nördlichsten Punkt des Mittelmeers liegt. Weiter geht es zur Burg Duino, von deren steilen Klippen aus Sie einen herrlichen Blick über das Meer genießen. Nun beginnt der landschaftlich reizvollste Teil der Etappe, zum weißen Schloss Miramare, das Mitte des 19. Jahrhunderts für Maximilian von Habsburg, Erzherzog von Österreich, erbaut wurde. Dann erreichen Sie Triest, die Stadt zwischen Mittelmeer und Mitteleuropa, die mit der Architektur ihrer Gebäude und den breiten Alleen und Plätzen sowohl mediterranes als auch mitteleuropäisches Feeling verbreitet. Triest war der wichtigste Hafen des Habsburgerreiches. Das Wahrzeichen der Stadt ist die bezaubernde Piazza Unità d’Italia, einer der größten Plätze Europas, die sich direkt zum Meer öffnen; seine anderen drei Seiten sind von prachtvollen, eleganten Palazzi umgeben.

Verkürzung der Etappe Sie können die Etappe abkürzen, indem Sie in Monfalcone den Zug nach Triest nehmen.

Diese Etappe hat einen mittleren Schwierigkeitsgrad, da sie einige kurze, aber anstrengende Anstiege aufweist. Sie können Triest mit dem Fahrrad verlassen, wobei Sie auf den Verkehr achten sollten, oder aber mit einem Motorschiff, das Sie nach Muggia bringt. In jedem Fall erreichen Sie die slowenische Grenze bei Rabuiese, wo der wunderschöne Radweg auf der Trasse der ehemaligen Parenzana-Bahn beginnt. Die 1901 eingeweihte Lokalbahnstrecke Triest–Parenzo (Poreč) war mit 123 Kilometern die längste Schmalspurstrecke der österreichisch-ungarischen Monarchie. Auf der alten Bahntrasse erreichen Sie Koper, dann das Städtchen Izola, das ursprünglich auf einer Insel lag, eine römische Kolonie wurde und später unter die Herrschaft Venedigs kam, dessen unverwechselbare Architektur in der Altstadt noch gut zu erkennen ist. Nachdem Sie das Gebiet der Strunjan-Salinen durchquert haben, erwartet Sie ein traumhafter Klippenweg, der Sie bis nach Piran an der Spitze der Strunjan-Halbinsel führt. Die Stadt verfügt über schöne mittelalterliche Bauwerke und ein reiches kulturelles Erbe aus der langen Zeit unter Herrschaft und Einfluss Venedigs. Über die gewundene Uferstraße gelangen Sie schließlich nach Portorož, einer lebhaften Küstenstadt und seit dem 19. Jahrhundert auch Kurbad.

Verkürzung der Etappe Um die stark befahrene Ausfahrt aus Triest zu vermeiden, können Sie die Etappe um etwa 10 km abkürzen, indem Sie das Motorboot von Triest nach Muggia nehmen.

Von Portorož radeln Sie weiter Richtung Süden, immer noch auf dem Parenzana-Radweg, der nun ins Hinterland führt. Kurz vor der kroatischen Grenze empfehlen wir einen Besuch der Salinen von Sečovlje, mit den Salinen von Strunjan die nördlichsten noch aktiven Salinen im Mittelmeerraum und Teil eines faszinierenden, von der UNESCO geschützten Naturparks. Bald nach der Grenze zu Kroatien erreichen Sie die Stadt Buje auf dem Gipfel eines Hügels, zu dessen Füßen die altrömische Via Flavia verlief. Die Gegend ist ganz dem Wein- und Olivenanbau gewidmet und bekannt für ihre hervorragende Produktion. Dann erreichen Sie die Küstenstadt Novigrad, die bis zum Fall der Republik Venedig 1797 unter venezianischer Herrschaft stand und dann das Schicksal aller istrischen Städte teilte, die zunächst unter österreichischer, dann französischer und schließlich, bis zum Zweiten Weltkrieg, unter italienischer Herrschaft standen. Wir empfehlen den kleinen Abstecher zur Jama Baredine, einer Karsthöhle, in der Sie fünf große Säle voller Stalaktiten und Stalagmiten besichtigen können. Schließlich erreichen Sie Poreč, den Endpunkt der Parenzana-Bahn und auch Ihrer Radreise. Die Stadt ist römischen Ursprungs, und ihre Anlage spiegelt die Struktur des römischen Castrums deutlich wider; Decumanus und Cardo Maximus sind perfekt erhalten. Nehmen Sie sich Zeit für einen Bummel durch die historische Altstadt mit ihren schönen Geschäften, romanischen Häusern und venezianisch-gotischen Palazzi. Und vergessen Sie nicht, die wichtigste Sehenswürdigkeit von Poreč zu besichtigen, den Komplex der Euphrasius-Basilika mit ihren Mosaiken aus dem 5. Jahrhundert, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören.

Wenn Sie nach Venedig zurückkehren müssen, können wir die Linienfähre von Poreč buchen. Wer sich hingegen noch etwas Urlaub gönnen kann, hat die Qual der Wahl zwischen Poreč oder den Städten und Badeorten der istrischen Küste, wie Vrsar, Rovinj oder Pula.